Ganz großes Kino – Roter Teppich und Oscar-Feeling beim Jahreskonzert 2012

Am 3. und 4. März ist es dieses Jahr wieder soweit – das Sinfonische Blasorchester der Stadtkapelle Dachau lädt zu den Jahreskonzerten 2012 ein. Der rote Teppich ist ausgerollt denn am Wochenende erklingt unter dem Motto „Ganz großes Kino” weltbekannte Oscar-prämierte Filmmusik im Dachauer Schloss.

Den Konzertauftakt macht die imposante „Hans Christian Andersen Suite“ mit den drei sehr unterschiedlichen Sätzen „The noble poet“, „Dream Walz“ und „Tinderbox“. Das Werk ist eine große Herausforderung für die Musiker, da es ein Stück aus der Höchststufe ist und sowohl technisch anspruchsvoll als auch viele Solo Instrumente in den Vordergrund stellt. Das Orchester will sich beim diesjährigen MON Oberstufenwettbewerb nächstes Wochenende damit zum Sieg spielen und nutzt das Konzert für eine letzte Generalprobe, erklärt der Moderator Johannes Berlinger. Der tosende Applaus des Publikums gibt der Stadtkapelle  eine wunderbare Bestätigung für die intensive gelungene Vorbereitungszeit.

Von dem noch ausstehenden Wettbewerb kommen wir nun aber zu bereits prämierter Musik. Bei der weltbekannten Oscar-Verleihung werden nicht nur Schauspieler und Filme ausgezeichnet, sondern auch in der Kategorie „Beste Filmmusik“ die jeweiligen Komponisten geehrt. Die Gewinner dieser Kategorie der letzten Jahre sind im weiteren Programm zu hören. Jetzt heißt es Vorhang auf: And the Oscar goes to …

Die 50 Musiker unter der Leitung von Michael Meyer beginnen mit der Musik aus dem Film „Exodus“ aus 1961. Die dramatische Flucht jüdischer Flüchtlinge steigert sich innerhalb des Arrangements und die Gefahr und Dramatik wird mit vielen Akzenten in der Musik hörbar gemacht. Aus dem Bereich Musical ist die Wahl auf „West Side Story“ aus 1962 gefallen. Die Stadtkapelle spielt ein Medley der bekannten Melodien von Leonard Bernstein und drückt die Liebesgeschichte von Tony und Maria kraftvoll mit den verschiedenen Elementen aus Jazz, Oper und lateinamerikanischer Musik aus.

Der 7-fache Oscargewinner „Jenseits von Afrika“ fehlt in den Reihen nicht, vor allem da der Film mit der Schauspielerin Meryl Streep in der Hauptrolle bestimmt noch vielen im Gedächtnis ist. Ebenso wie der meistgesehene Kinofilm 1991 „Der mit dem Wolf tanzt“. Der sanfte Trompetenruf klingt durch den Schlosssaal, wird zu einer harmonischen Melodie der Holzinstrumente und baut sich auf zu einer emotionalen Gesamtharmonie, ohne dabei wilde Ritte über die Prärie auszulassen. So entsteht ein klangliches Bild der Freundschaft des Amerikaners mit den Sioux Indianern und deren Western-Landschaft. Natürlich gehört auch ein Film aus dem Hause Disney zu so einem Abend. Die Musik aus dem weltbekannten Zeichentrick-Klassiker „Die Schöne und das Biest“ aus der Feder von Alan Menken zaubert den Zuhörern das Bild einer tanzenden Belle vor Augen und zeigt, dass sich wahre Schönheit oft im Inneren verbergen kann.

Der sentimental fesselnde Höhepunkt des zweiten Konzertteils ist das Stück „Schindlers Liste“ aus der Holocaustverfilmung mit der Musik von John Williams. Für den Part der Solo Violine präsentiert die Stadtkapelle einen besonderen Star-Gast. Odette Couch, die zweite Konzertmeisterin der Münchner Philharmoniker übernimmt das Solo höchstpersönlich. Selten haben sanfte Töne so viel Schmerz und Leid zum Ausdruck gebracht. Dieser ruhige Gänsehautmoment bleibt für viele unvergesslich.

Die Trilogie „Herr der Ringe“ zählt zweifelsfrei zu den großen Kinofilmen der letzten zehn Jahre und so interpretiert die Stadtkapelle den zweiten Teil: Die zwei Türme untermalt von einer passenden Bilder-Show. Die vielfältige und dramatische Musik erfüllt den ganzen Saal mit ihrem breiten Klang. Dass der musikalische Leiter Michael Meyer bei dem Programm gleichermaßen an Groß und Klein gedacht hat zeigt sich auch bei dem letzten Stück. Das Arrangement mit der Musik aus dem Pixar Animationsfilm „Ratatouille“ passt so herrlich gut in das Programm, auch wenn er 2008 trotz Nominierung keinen Oscar gewinnen konnte. Der kleine Held des Films ist die Ratte Rémy mit dem Wunsch zu kochen und etwas anderes zu sein als die Menschen von außen in ihm sehen. So zeichnet das Orchester leidenschaftlich die konfuse Verfolgungsjagd durch die Küche und eine außergewöhnliche Freundschaft in die Köpf vor allem der kleinen Zuhörer. Aber keine Angst im Saal laufen natürlich keine Ratten herum. Den Abschluss macht die Zugabe „Anchors Aweigh“. Das Filmmusical ist besser bekannt unter dem deutschen Titel „Urlaub in Hollywood“ mit Frank Sinatra und ist ein flotter und fröhlicher Abschluss eines erfolgreichen Konzerts.

Beim fast ausverkauften Sonntagskonzert steht auch die Stadtjugendkapelle im hellen Rampenlicht. Sie präsentiert neben Musik aus „Harry Potter“, ein Medley aus „Aladdin“ sowie die Hymne „My heart will go on“ aus Titanic. Sehr harmonisch überzeugen sie das Publikum mit Leichtigkeit von ihrem Können. Mit der Zugabe „Supercalifragilisticexpialidocious” aus Mary Poppins animieren die jungen Musiker den ganzen Saal zum begeisterten Mitklatschen.

Bei der Verleihung der Musikerleistungsabzeichen wird deutlich, dass sich die Stadtkapelle um ihren Nachwuchs keine Sorgen machen muss. Im vergangenen Herbst haben sich 20 Musiker den Prüfungen gestellt. Es können in diesem Jahr 18 Musiker mit dem D1-Abzeichen in Bronze und 2 Musikerinnen mit dem D2-Abzeichen in Silber geehrt werden. Diese guten Ergebnisse zeigen die ausgezeichneten Erfolge einer kontinuierlichen Jugendarbeit und bestätigen den Verein in ihrer Fokussierung auf die Unterstützung von Nachwuchsmusikern.

Das besondere an Filmmusik ist doch immer wieder, dass die Zuhörer die Melodien bereits kennen und gleich wieder im Ohr haben sobald sie im Saal erklingen. Die Musik ist so bildhaft, dass man wieder in die Bilder des Films eintaucht. So schafft es die Stadtkapelle die Filme direkt zum Leben zu erwecken und das Publikum in den Moment zurückzuversetzen als man ihn als letztes gesehen hat. Dies gelingt der Stadtkapelle ohne Frage und so hat das Wochenende so viele, teils schon vergessene, Erinnerungen heraufgezaubert.
Und damit fällt der Vorhang – bis zur nächsten Vorstellung.