Hinter den Musikerinnen und Musikern der Stadtkapelle Dachau und ihrem Dirigenten Michael Meyer liegt ein rundum gelungenes und erfolgreiches Konzertwochenende. Ganz nach dem diesjährigen Motto „Wunschkonzert“ wurden am 25. und 26. März im ausverkauften Dachauer Schloss kleine und große Wünsche wahr. Sowohl das Sinfonische Blasorchester als auch der musikalische Nachwuchs der Stadtjugendkapelle und der StadtjugendKIDS begeisterten das Publikum mit einem kurzweiligen Programm auf eindrucksvoll hohem Niveau.
Den besonderen Hintergrund des Mottos erläuterte die erste Vorsitzende Henriette Varga in ihrer Begrüßungsrede: Für die Stückauswahl wurden von den Musiker:innen 52 Stücke in 89 verschiedenen Arrangements unter die Lupe genommen, bis dabei schließlich das Programm ihres eigenen „Wunschkonzerts“ herauskam. Dieser Aufwand hat sich gelohnt – die ungeheure Motivation, Leidenschaft und Freude, mit der das Orchester seine musikalischen Lieblinge präsentierte, waren den ganzen Abend über deutlich hörbar und übertrugen sich auch auf das Publikum.
In der festlichen Atmosphäre des Herkulessaals, der in buntem Licht erstrahlte, eröffnete das Sinfonische Blasorchester den Samstagabend mit „Terra Vulcania“ von Otto M. Schwarz. Ganz zart und leise zu Beginn, dann aber immer aufbrausender und tosender malte das Orchester musikalische Bilder von Wasser, Erde, Feuer und Flammen. Nach dem gewaltigen Ausbruch vereinten sich schließlich alle Instrumente in einer harmonischen, triumphalen Hommage an die Natur des steirischen Vulkanlandes. Für die Stadtkapelle Dachau das perfekte Stück, um ihren Klang auf eindrucksvolle Weise zu entfalten und dem Publikum damit direkt zu Beginn ein musikalisches Highlight zu bescheren.
Nach diesem Auftakt meldete sich Moderator Dominik Härtl zu Wort, der treuen Besuchern und dem Orchester mittlerweile wie ein langjähriger Freund erscheinen dürfte. Wie gewohnt führte er bestens gelaunt durch den Abend und sorgte mit seinen Anekdoten zwischen den Stücken für zusätzliche Schmunzelmomente. So etwa auch, als er die Helden des zweiten Stücks vorstellte: Ein abenteuerlustiges Zebra, einen eitlen Löwen, eine hypochondrische Giraffe und ein divenhaftes Nilpferd. Diese vier begeben sich im Dreamworks-Animationsfilm „Madagascar“ auf eine turbulente Reise vom New Yorker Zoo in die Wildnis. Den Soundtrack aus der Feder von Hans Zimmer präsentierte die Stadtkapelle in einem Gute-Laune-Medley, gespickt mit rasanter Rhythmik und lässigem Swing.
Als dritter Wunsch stand „West Side Story“ auf dem Programm. In dem Musical von Leonard Bernstein prallen musikalisch Welten aufeinander – progressiver Jazz trifft auf tänzerisch lateinamerikanischen Rhythmus. Sinnbildlich für zwei rivalisierende Gangs sind diese beiden Stile nur auf den ersten Blick unvereinbar, doch schon bald entwickelt sich eine zarte Romanze. Die Musiker:innen bewiesen somit eindrucksvoll, wie explosiv, aber auch wie leidenschaftlich diese Mischung sein kann und meisterten das herausfordernde Stück so ausgezeichnet, dass Michael Meyer sichtlich begeistert beide Daumen in die Höhe streckte, bevor es in die Pause ging.
Die zweite Konzerthälfte begann mit einer der prägendsten Melodien der Filmgeschichte. Die meisten Zuhörer im nun scharlachrot beleuchteten Saal dürften vermutlich nur wenige Takte gebraucht haben, um „James Bond 007“ (arr. Johan de Meij) zu erkennen. Mit ikonischen Motiven wie „Goldfinger“, der Power-Ballade „For Your Eyes Only“ und natürlich dem Titelthema begaben sich die Musikerinnen und Musiker auf eine geheime Mission voller Verfolgungsjagden und Martinis. Auf diesen Klassiker folgte mit „Run Free“ erneut der Soundtrack eines Animationsfilms von Hans Zimmer. Die Besonderheit an diesem Stück: Anders als bei Madagascar lässt Hans Zimmer die Pferde in „Spirit – Der Wilde Mustang“ nur über seine Musik sprechen. Die Ausdrucksstärke und der unbeugsame Freiheitswille, der daher in den Melodien liegt, riss auch das Publikum emotional so sehr mit, dass es das Orchester mit tosendem Applaus belohnte.
Mit dem Medley „The Crazy Charleston Era“ von Stefan Schwalgin präsentierte das Sinfonische Blasorchester drei klassische Jazz-Titel der Goldenen Zwanziger. Nicht nur musikalisch, sondern auch auf der Bühne kam dabei die lebhafte, ausgelassene Seite der Stadtkapelle zum Ausdruck. Mit kreativen Showeinlagen und einer solistischen Dixie-Besetzung, in der ein Schlagzeuger auf einmal Banjo spielte, brachten die Musiker:innen eine Menge Spaß, Rhythmus und Lebensfreude in den Saal.
Zuletzt widmeten sich Michael Meyer und sein Orchester nach klassischer Sinfonischer Blasmusik, Musicals, Film-Soundtracks und Bigband-Jazz noch einem ganz neuen Genre. Welchem genau ist allerdings schwer zu sagen, denn die britische Band Queen ist vor allem für ihre stilistische Vielfalt berühmt. In „Queen Symphonic Highlights“ (arr. Philip Sparke) zelebrierten die Musiker gemeinsam die unverkennbaren Klänge der Band um Freddy Mercury, mit der wohl jeder im Saal besondere Erinnerungen verbindet. Vom extravaganten Pomp in „Bohemian Rhapsody“ bis zur melancholischen Theatralik in „Who Wants to Live Forever“ hatten die Zuhörer vor allem während der meisterhaft gespielten Solo-Passagen sicherlich mehr als nur einmal Gänsehaut.
Nach diesem ergreifenden Abschluss lag es dann am Publikum, sich den letzten Wunsch nach einer Zugabe selbst zu erfüllen. Begeistert überhäufte es die Musiker:innen so lange mit tosendem Applaus, Getrampel und Rufen, bis Michael Meyer zurück auf die Bühne kam und die Musiker:innen ihre – natürlich ebenfalls sorgfältig ausgewählte – Zugabe anstimmten. Mit „80er KULT(Tour)“ von Thiemo Krass feierte das Sinfonische Blasorchester zusammen mit dem Publikum eine Party mit den Hits der Neuen Deutschen Welle. Klassiker wie „Skandal im Sperrbezirk“ und „Rock me, Amadeus!“ brachten die Stimmung des ganzen Abends auf den Höhepunkt. Mit einem stehenden Publikum und tosendem Applaus ging so schließlich ein Konzertabend zu Ende, der keine Wünsche offen ließ.
Am Sonntag ließ die Stadtkapelle dann vor allem ihren musikalischen Nachwuchs glänzen, denn die erste Konzerthälfte gestalteten die Stadtjugendkapelle und die StadtjugendKIDS komplett eigenständig. Im festlichen Rahmen des Konzertes wurden an diesem Nachmittag zudem auch wieder zahlreiche Nachwuchsmusiker:innen für ihre musikalischen Erfolge ausgezeichnet (mehr dazu in diesem Artikel).
Zusammen mit ihrem Dirigenten Michael Meyer hatten sich die 75 Kinder und Jugendlichen ein buntes und vielseitiges Programm erarbeitet, das sie mit einer Menge Spaß und dabei gleichzeitig äußerst viel Disziplin vortrugen. Nach der imposanten Eröffnung mit „Lord of the Dance“ machten die Nachwuchsmusiker:innen einen Ausflug in die Welt des Pop zu „Call Me Maybe“ und dem Backstreet-Boys Hit „I Want it that Way“. Doch die Zeitreise des Nachwuchses war mit den Neunzigern noch nicht beendet. Es ging weiter zurück bis in die Renaissance, wo sich die Jugendlichen mit der „Renaissance Suite“ auch an klassischere Literatur wagten. Durchs Programm führten Marlene Noçon und Sophia Röger, die neben interessanten Fakten auch die ein oder andere freche Pointe zu platzieren wussten. Schließlich rundete der Nachwuchs seinen Auftritt mit einem mottogetreuen Titel „A Million Dreams“ ab, bevor in der zweiten Hälfte wieder die „Großen“ des SBOs übernahmen.
Wie auch schon am Abend zuvor bedankte sich Henriette Varga am Ende des Konzertes bei allen helfenden Händen hinter den Kulissen, ohne die ein solches Konzertwochenende nicht möglich wäre. Die gute Organisation, die ausgezeichnete musikalische Leistung beider Orchester und die überwältigende Resonanz des Publikums machten die Musikerinnen und Musiker sowie die gesamte Vereinsfamile nicht nur unglaublich stolz, sondern in diesem Jahr vor allem eines: Wunschlos glücklich!
Sofia Schmidberger, April 2023