Den Rahmen für das Jahreskonzert der Stadtkapelle Dachau 2019 bildete dieses Jahr ein ganz besonderer Anlass. Dachau und Klagenfurt feierten gemeinsam am ersten Abend des gelungenen Konzertwochenendes das 45-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft mit einem gemeinsamen Konzert der beiden Stadtkapellen. Die Stadtkapelle besiegte erfolgreich das Klischee, Märsche klängen alle gleich, indem sie eindrucksvoll und klanggewaltig zeigte, wie vielseitig Marschmusik aus aller Welt sein kann. Am Sonntag wurde das Programm – wie es mittlerweile Tradition ist – zusammen mit der Stadtjugendkapelle gestaltet.
Für das Wochenende reiste die Stadtkapelle Klagenfurt gemeinsam mit einer Delegation aus Klagenfurter Politikern und Kulturvertretern an. Bei den Begrüßungsreden lobten sowohl die Klagenfurter Oberbürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz als auch der Dachauer Oberbürgermeisters Florian Hartmann die gelebte Partnerschaft und beteuerten ihre Freude über das Konzert, welches zeigt, dass „Musik über Ländergrenzen hinweg verbindet“.
Die Stadtkapelle Klagenfurt zeigte unter Stadtkapellmeister Christian Hensel ein abwechslungsreiches Programm in der ersten Hälfte des Samstagabends. Nach einem feierlichen Einstieg mit dem “Neapel-Marsch” folgten mit dem “Schöne-Tage-Konzertwalzer“ und der “Moulinet-Polka” noch zwei weitere Stücke, die zu den klassischen Gattungen der Blasmusik gehören. Der schwungvolle Pasodoble von Ferrer Ferran, “Boogie Express”, sowie das mitreißende “Funk Attack” von Otto M. Schwarz, bei dem die Klagenfurter ihren Big-Band-Sound und beeindruckende Trompeten-und Saxophonsoli demonstrierten, brachten Schwung in das Publikum und animierten zum Mitwippen. Nach “Groove Acadamy” und “Lord of the Dance” kassierten die Klagenfurter großen Applaus, bevor sie sich mit “El Cumbanchero” temperamentvoll vom Dachauer Publikum verabschiedeten.
Ein Wiedersehen wird es beim Gegenbesuch der Stadtkapelle Dachau Anfang Juli in Klagenfurt geben, auf den sich alle Musiker schon sehr freuen.
Nach der Pause nahm die Stadtkapelle Dachau unter der Leitung von Michael Meyer auf der Bühne Platz und setzte die musikalische Weltreise fort.
Schon beim ersten Stück “Olympic Spirit” des weltbekannten amerikanischen Komponisten John Williams war ihre imposante Klangqualität – vor allem bei der eröffnenden Trompeten-Fanfare – nicht zu überhören. Auch bei Phillipp Sparkes “The Centurion” aus Großbritannien sprühten die über 60 Musiker nur so vor Dynamik und Spielfreude. Was Viele nicht wissen: Johann Strauß war nicht nur ein Walzerkönig, sondern hat in seinen Kompositionen unter anderem auch orientalische Themen verarbeitet. Sein “Persischer Marsch” entführte die Zuhörer mit sanften Klarinettenklängen nach Fernost auf einen exotischen Bazar.
Im Anschluss daran ging es klanggewaltig weiter nach Norwegen. Edvard Grieg malt in “March of the Trolls” ein musikalisches Bild von den in der norwegischen Mythologie beheimateten Trollen. Die zarte Seite der Fabelwesen brachte die Solistin Lillian Varga mit wunderschönen Flötenklängen zum Ausdruck, während deren donnerndes und aufbrausendes Gemüt vor allem im tiefen Blech zu hören war. Dass dieses abwechslungsreiche Stück nicht nur für die Musiker, sondern auch für das Publikum ein absolutes Highlight war, war am Applaus unschwer zu erkennen.
Rhythmische Snaredrums, Piccolo-Flöten und Trompeten-Passagen erzeugten in der dänischen Komposition “Marche Americana” den typischen Klang einer würdevollen Militärabordnung, der den amerikanischen Nationalstolz hörbar werden ließ. Direkt im Anschluss kam dann reichlich Schwung in den Herkulessaal, denn es ertönte die Melodie des turbulenten “Torero-Marsch” aus der spanischen Oper “Carmen” von George Bizet. Da das populäre Thema bei der Siegerehrung in der Formel 1, aber auch in Zeichentrickserien wie “Tom & Jerry” verwendet wird, dürfte es wohl sowohl den großen als auch kleinen Konzertbesuchern bestens bekannt gewesen sein.
In dem amerikanischen Marsch “Black Granite“ verarbeitet der Komponist James L. Hosey auf sehr emotionale und gleichzeitig imposante Weise die Themen Krieg, Wut und Trauer rund um das Vietnam Veteran Memorial in Washington DC. Die Musiker demonstrierten hier eine ganz neue, eindrucksvolle und tiefgründige Seite der Marschmusik. Als nächstes machte die Stadtkapelle auf ihrer musikalischen Weltreise Halt im asiatischen Raum, genauer in Süd-Korea. In “Carnival Day” von Shang-Su Ko brachten die Musiker das aufgeregte Karnivalstreiben vor allem mit intensiver Dynamik und rasanten Tempiwechsel zum Ausdruck. Die Zuhörer konnten hier einen interessanten Eindruck davon gewinnen, wie Marschmusik aus einer Region klingen kann, in der sie – für uns kaum vorstellbar – eine exotische Seltenheit ist.
Einen erneuten Kontrast dazu bildete durch seinen getragenen und majestätischen Charakter das letzte (offizielle) Stück des Programms, die weltbekannte inoffizielle englische Nationalhymne “Pomp and Circumstance – Land of Hope and Glory“. Auch hier präsentierte die Stadtkapelle noch einmal ihr harmonisches Zusammenspiel sowie ihre äußerst ausgeglichene Klangqualität.
Treue Zuhörer wissen aber natürlich, dass die Stadtkapelle nach dem tosenden Beifall am Ende ihrer Konzerte immer noch ein oder zwei musikalische Asse im Ärmel hat. So war dies auch dieses Jahr der Fall: Bei der ersten Zugabe, einem Torteneinzug á la “Traumschiff“, wurde dem frisch gebackenen Vater Michael Meyer eine Windeltorte überreicht. Und was könnte ein Programm mit dem Motto “Märsche aus aller Welt” schließlich besser abrunden als ein buntes Medley der bekanntesten Marschmelodien? Genau das bekam das Publikum mit einem “Marsch-Konfetti” inklusive passender Showeinlagen geboten – ein ausgelassenes Finale, bei dem sowohl die Musiker als auch das Publikum sichtlich Spaß hatten.
Am Ende des Gemeinschaftskonzertes folgten schließlich beide Orchester den Leitworten der Stadtkapelle Dachau “In Harmonie vereint” und präsentierten stolz gemeinsam zwei Märsche aus ihrer jeweiligen Heimat, den “Kärntner Liedermarsch“ und den “Bayerischen Defiliermarsch“. Dieses Highlight zum Abschluss des erfolgreichen Konzertabends erntete beiden Orchestern nochmal einen Riesenapplaus und Standing Ovations der begeisterten Zuhörer.
Für das zweite Konzert am Sonntag ist es mittlerweile schon zur Tradition geworden, dass die Stadtjugendkapelle einen Teil des Konzertprogramms gestalten darf. Auch in diesem Jahr erarbeiteten sich die rund 70 Kinder und Jugendlichen unter der Leitung von Michael Meyer wieder ein vielseitiges Programm mit unterschiedlichsten Märschen. John Williams’ pompöse “Olympic Fanfare“ von den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles bildete einen feierlichen Auftakt für die Stadtjugendkapelle.
Vor dem ausverkauften Schlosssaal führte die 11-jährige Charlotte Nocon charmant und mit Witz durch das Programm und hatte zu jedem Stück interessante Hintergrundinformationen und Anekdoten aus der Probenarbeit parat. So erzählte sie: „Was viele nicht wissen: Marsch ist nicht gleich Marsch. Auch das viel gespielte “Hallelujah“ passt hier mit ins Thema.“ Und so erfüllten an diesem Nachmittag nicht nur pompöse und laute, sondern auch sanfte und leise Töne den Herkulessaal.
In der bekannten Filmmusik von Harry Potter und der Feuerkelch versteckt sich ebenfalls ein Marsch – der “Hogwarts-Marsch” – den die Jugendlichen begeistert vortrugen und anschließend vom Publikum mit einen Riesenapplaus belohnt wurden. Als letztes Stück folgte noch der “Pfadfinders March“, bevor sich die Stadtjugendkapelle mit zwei ganz besonderen Zugaben verabschiedete. “School Spirit“ und der “Musikantenmarsch“ wurden bravourös von den Nachwuchsmusikern Lamia und Nils dirigiert, die Michael Meyer damit schon fast Konkurrenz machten. Die stolzen Familien und Freunde der Jungmusiker waren begeistert von der großartigen Leistung der Stadtjugendkapelle und genossen sichtlich den kurzweiligen Nachmittag.
Wie immer wurden am Sonntag auch die Musiker geehrt, die im vergangenen Jahr erfolgreich ein Musikerleistungsabzeichen des Bayerischen Musikbundes abgelegt hatten.
„Wir sind sehr erfreut, dass sich über 20 Jungmusiker, so viele wie noch nie, der Herausforderung gestellt haben“, so der 2. Vorsitzende Christoph Hecken. Die feierliche Übergabe der Urkunden und Abzeichen findet jedes Jahr im Rahmen des Jahreskonzertes statt. Neben den Prüfungen der Stufe D1 und D2 wurden erstmal auch drei Prüfungen in der neu eingeführten Stufe D2+ abgelegt. Die Ehrungen zeigen neben dem großen Ehrgeiz der jungen Musiker auch die musikalische Qualität der Leistungen und ernteten zu Recht großen Applaus und Anerkennung.
Eine ganz besondere Ehrung bekam die 9-jährige Nachwuchsmusikerin Linda Schenk, die mit ihrem Euphonium beim Bayerischen Landesentscheid des Solo-/Duowettbewerbs Concertino mit 91 von 100 Punkten ein hervorragendes Ergebnis erspielte. Mehr Informationen siehe hier.
Die Stadtkapelle Dachau bedankt sich bei allen, die dieses schöne und erfolgreiche Konzertwochenende 2019 mitgestaltet und ermöglicht haben und freut sich, ihre Zuhörer auch im nächsten Jahr wieder auf eine gemeinsame musikalische Reise mitzunehmen.
Sofia Schmidberger, Vanessa Söllner, April 2019